Gedenkstättenfahrten verbindlich machen – Erinnerungskultur als demokratische Bildungsaufgabe stärken
Eva von Angern, Fraktionsvorsitzende, betont in der Debatte im Landtag um Gedenkstättenfahrten von Schulen:
„In Sachsen-Anhalt wird das Erinnern herausgefordert. Nicht allein durch Vergessen – sondern durch gezielte Versuche, es umzudeuten. Immer häufiger erleben wir Versuche, Geschichte umzuschreiben durch Relativierung oder zum Beispiel die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit außer Kraft zu setzen. Wir wollen, dass jede Schülerin und jeder Schüler in Sachsen-Anhalt im Laufe der Schulzeit die Chance bekommt, eine Gedenkstätte zu besuchen. Es geht darum, die Schulen zu verpflichten, Gedenkstättenfahrten so zu planen und zu organisieren, das junge Menschen die Gelegenheit bekommen, mindestens einmal in ihrer Schulzeit an einer Gedenkstättenfahrt teilzunehmen. Nicht als Pflichtübung – sondern als Begegnung mit Geschichte an Orten, die Fragen stellen, wo andere einfache Antworten geben wollen.
Selbstverständlich soll die Gedenkstätten fahrt nicht im luftleeren Raum stattfinden, die die junge Menschen werden nicht an der Gedenkstätte abgegeben und damit endet die Verantwortung von Schule. Wichtig sei vielmehr eine intensive Vorbereitung im Geschichtsunterreicht. Doch auch Sie wissen, wie es um die Geschichtsstunden im Rahmen der Stundentafel aussieht: die Stunden wurden und werden zusammengestrichen. Das ist eine eklatante Fehlentscheidung! Was es braucht, sind: Verbindlichkeit, pädagogisch Begleitung und finanzielle Absicherung – damit nicht Herkunft, Geldbeutel oder Wohnort darüber entscheiden, wer sich mit der Geschichte unseres Landes auseinandersetzen kann.
Es geht auch darum, den Gedenkstätten einen höheren Stellenwert in unserer Gedenkkultur zu geben und enger mit den Schulen zu verknüpfen, dies ist gerade vor dem Hintergrund des altersbedingten Verschwindens der letzten Zeitzeugen dringend geboten. Erinnerung allein reicht nicht. Demokratiebildung in unseren Schulen ist heute kein nachgelagertes Bildungsziel – sie ist eine der drängendsten gesellschaftlichen Aufgaben, die wir politisch gestalten müssten.
Demokratiebildung ist nicht, wenn man im Politikunterricht das Wahlsystem erklärt. Demokratiebildung heißt, Räume zu schaffen, in denen junge Menschen Beteiligung erfahren, Konflikte austragen, Vielfalt verstehen und Verantwortung übernehmen können. Doch genau diese Räume werden kleiner – nicht wegen fehlender Haltung in Schulen, sondern wegen der Rahmenbedingungen, die wir ihnen politisch zumuten.“
Magdeburg, 13. Juni 2025